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Was tut sich da bloß?  Kleiner Weltkrieg gefällig?

Mediengetöse, Propagandabreitsalven, endlose TV-Debatten im Stundenintervall, martialisches Gebaren und Drohgefuchtel in Westeuropa und den USA laufen Tag und Nacht in voller Stärke. Bis vor kurzem hatte man sich mit der Ukraine etwa so viel beschäftigt, wie mit dem Bikini Atoll und der dort lebenden Tintenfischbevölkerung. Jetzt plötzlich steht dieses Land voll im Fokus der allgemeinen Aufmerksamkeit und die Sanktionsbeschlüsse der EU, der USA, und das Gebell westlicher Politiker überschlagen sich geradezu. Entrüstung und Empörung sowie regelrechtes Gebelfer kannten bzw. kennen kaum noch Grenzen. Nur Wenige mahnen und raten zu Mäßigung.   

Die eindeutig von westlichen Mächten, Geheimdiensten und anonymen Geldgebern angezettelte „Revolution“ - die zweite in der Ukraine (die erste, die „orangene“ brachte mit westlicher Unterstützung Timoschenko an die Macht, die sich einige Milliarden € Richtung sicheres Ausland abzweigte) - fiel rein zufällig genau in die Zeitspanne der Olympiade, während welcher Putin die Hände für Gegenmaßnahmen gebunden waren.  

Nach dem Spektakel mit den bunten Ringen hatte man Moskau vor vollendete Tatsachen gestellt. Die rein zufällig vielfach in Bussen nach Kiew herangekarrten und wirklich hoch aggressiv vorgehenden „Demonstranten“ verstärkten die ortsansässigen „Rebellen“ absolut zufällig in entscheidender Weise. Sie heizten die Atmosphäre kräftig auf und erhielten zufälligerweise Tagessätze an Geld sowie freie Verpflegung. Gleichzeitig schossen einige ihrer Gesinnungsgenossen, zusammen mit ausländischen Scharfschützen, zufällig von den Dächern aus auf die Polizei, besonders aber, wohl wegen schlechter Augen, zufällig und mehrheitlich auf ihre eigenen Landsleute, um genügend hoch medienwirksame „Märtyrer“ nach dem Zufallsprinzip für Propagandazwecke zu produzieren.  Soweit die Hintergrundinformationen, die vor allem aus den diversen in Kiew angesiedelten diplomatischen Botschaften und von anderen Beobachtern stammen.  

Ganz unschuldig sind die Putin-Leute natürlich auch nicht. Auch auf der Krim und in den russisch orientierten Ostprovinzen wurde zumindest zeitweilig mit anfahrenden Bussen voller demonstrationsbereiter jedoch unbezahlter Dörfler operiert, wenngleich in viel geringerem Masse wie in Kiew. Russland ist eben deutlich ärmer als der Westen und kann leider nicht beliebig Dollars drucken, und Tagessätze ins Gefecht werfen wie Washington. 

Hier ein kleiner Vergleich (englisch und deutsch) zwischen USA und Putin, der sehr demonstrativ aufzeigt, wo die wirklichen Übeltäter zuhause sind.


Vergleich: Obama-Bush-Putin: 

Wer sind die wirklichen Übeltäter und Schurken? 

Who is the REAL thug? 


Putin wirkt im Vergleich so unschuldig wie ein mit Valium behandelter Jung-Schneehase gegenüber einem hungrigen voll ausgewachsenem Schneeleoparden.  

Allerdings sind selbst sibirische Schneehasen nicht ganz engelhaft. Sie sorgen zumindest aggressiv für den Erhalt ihrer Ernährungs- und Existenzgrundlagen  und wehren sich gegen Rivalen, so gut wie eben möglich. 

Vergleicht man weiterhin die seit WK II geführten Kriege, kommen die USA auf 19, während sich die Sowjetunion bzw. Nachfolger Russland mit zwei begnügen. Besonders widerlich wirken Obamas Foltergefängnis Guantanamo sowie die heimtückischen Drohneneinsätze, denen bisher etwa 2 000 Frauen, Kinder und Rentner weltweit zum Opfer fielen.   Doch kein Wort der Kritik ist in westlichen Medien zu hören. Die unschuldige Zivilbevölkerung und besonders die Kinder sterben ja schließlich auch mit Vergnügen und lassen sich doch gerne zerfetzen, um der guten Sache amerikanischer Rüstungs-, Bank- und Ölkonzerne zu dienen.   

Die umgekommenen Babies sind eine begrüßenswerte Sache, denn sie hätten ja später zu Terroristen heranwachsen können, die jetzt toten Frauen hätten diese aufziehen und die brutal „erdrohnten“ alten Menschen hätten diesen Schachspielen und Waffenkunde beibringen können.  

Man muss sich fragen, was die Amerikaner sagen würden, wenn russische oder chinesische Drohnen in ihrem Land dortige „Finanzverbrecher“, „Währungs- und Goldmanipulatoren“, „Devisenkriminelle“ sowie „Derivateschwindler“ und „Dollardrucker“ zum Wohle der Welt und zwecks endlicher Abschaffung der reinen „Privatwährung Dollar“ reihenweise abschössen.  

 Außerdem wirkt das laute Schweigen Israels, historisch bisher einmalig, wie auch die finanzielle, logistische und moralische Unterstützung von ultrarechten, extrem nationalistischen und antisemitischen Gruppen in der Ukraine durch die westlichen Regierungen, und hier vor allem durch Berlin, mehr als befremdend.  

Der linke Oppositionschef im Bundestag, Gregor Gysi, zitierte in einer öffentlichen Rede vor vollem Haus folgendes Statement des Vorsitzenden der radikal nationalistischen, extrem rechtspopulistischen und antisemitischen Partei und Allukrainischen Vereinigung „Swoboda“ (Freiheit zu deutsch) Oleg Tjahnybok:
“Schnappt Euch die Gewehre, bekämpft die Russensäue, die Deutschen, die Judenschweine und andere Unarten“.  

Und prompt stellten Berlin und Brüssel sofort ein paar Milliärdchen € diesem Herzchen der „ukrainischen Opposition“ (für den ersten Anfang, später mehr) bereit. Eine „Regierung“ ohne verfassungskonforme Verankerung, voller Ultra-Nationalisten, Rechtsextremer und Antisemiten und eine Opposition, die sich mit Hilfe von Scharfschützen aus den eigenen Reihen an die Macht schoss, das sind die neuen Freunde des Westens, der diese nach Kräften unterstützt. Ein erstaunlicher Vorgang.  

 Nach Korea, Yugoslawien,  Panama, Libyen, Mali, Irak, Afghanistan, Palästina, Kongo, Jemen, diversen Inselstaaten und zahlreichen anderen Ländern, jetzt die Ukraine. Welches Land kommt im Zuge der Zwangsdemokratisierungskampagne als nächstes dran? Norwegen? Island? Die Mongolei? Indien? Die Schweiz? Der Vatikan?  Die brutale Diktatur in Saudiarabien sicherlich nicht, denn die hat zuviel Öl, was in der Rangordnung der Eliten mehrere Stufen über der „Demokratie“ steht. Auch Deutschland hat Besatzer in Uniform: 125 000 Amerikaner und 35 000 Engländer. Die hat man rund 70 Jahre nach dem Krieg sicher auch gerne im Land und bezahlt die Besatzungskosten auch gerne selbst.  Vielleicht unterstützt man demnächst die demokratischen Kannibalen in Borneo, weil sie zu Ostern besonders gerne „Russen am Spieߓ verzehren, mit Vorliebe Moskauer Bürger bei Neumond auf demokratische Weise räuchern, und weil dies dem „Diktator“ Putin nebst seinem lächerlichen Duma-Parlament schon immer sauer aufstieß?  

„Putin ärgern um jeden Preis“ heißt ja die neue Devise. 

Greifen nun endlich NATO und US Truppen ein, befreien die Krim, schlagen Russland ordentlich zusammen, besetzen Moskau wie weiland Napoleon, und überziehen Asien mit dem Kettenwerk der Brüsseler Diktatur? Wird Sewastopol schon bald zum Welthauptsitz von Coca Cola, Tim Horton, Goldman Sachs und Burgerking? Wandelt man den riesigen russischen Hafen auf der Krim, der Russlands Flotte den unverzichtbaren Zugang zu Schwarzen Meer und indirekt zum Mittelmeer verschafft, demnächst in die zentrale Außenstelle für die Ausgabe amerikanischer Essensmarken für Bedürftige plus einer deutschen Vergabestelle für Hartz 4-Asiaten um? Nicht zu vergessen: Die Etablierung der neuen Außenstelle des Berliner Mega-Sozialamtes für alle Bedürftigen Westasiens in Sewastopol. Multi-Milliardenhilfe aus Deutschland ist derzeit allen sicher, sofern sie nur den genetischen Nachweis chronischer Russenfeindlichkeit erbringen.  Nicht „Ami go home“, wie es in den deutschen Medien eigentlich Tag und Nacht auf den Titelseiten prangen müsste, sondern „Russki go home“ wird Nacht und Tag in den Medien und Politstatements (demnächst vielleicht in „Politbüroerklärungen“ umbenannt) überlautstark gehämmert. 

Oder ist es die gewaltige global-wirtschaftliche Bedeutung der Ukraine, die die westlichen Politstrategen so reizt?  Wohl eher nicht, denn das BIP der Ukraine belief sich 2012 auf 176 Mrd. $, was etwa 0,2 % der Weltwirtschaftsleistung entspricht. 500 „Ukrainen“ würden also zusammengenommen sich gerade einmal zum heutigen „Welt-BIP“, also der jährlichen Weltwirtschaftsleistung addieren.  

Spalten sich die Krim und auch die russische Ost-Ukraine, wo etwa 80 % der Industrie des Landes zuhause ist, morgen ab, verbliebe der flächenmäßig viel größeren West-Ukraine vor allem die Land- und Forstwirtschaft, ein etwas dürftiger Industriesektor sowie von Öl- und Gaspipelines durchzogene Landschaften.   

Deutsche Supermarktbetreiber wie auch Energieverbraucher mit Pellet-Heizanlagen können aufatmen, für Nachschub auf die Regale und in die Heizanlagen ist gesorgt. Außerdem benötigt das völlig bankrotte Land sofort etwa 65 Mrd. € an West-Kapital, nur um den baldigen, unmittelbaren Zusammenbruch zu vermeiden. Nach dieser Nothilfeaktion wären dann ein oder zwei Billiönchen €  notwendig, um die völlig veraltete Wirtschaft zu modernisieren.  Selbst die im industrialisierten und vorwiegend russischen Ostteil produzierten Waren, Rohstoffe und Ausrüstungen können wegen ihrer Veraltung nur in primitiven Ost-Ländern billig abgesetzt werden. Gegenüber westlichen Industrie-Produkten sind die dortigen Erzeugnisse zumeist Ladenhüter und auch nicht annähernd konkurrenzfähig.  

Der Außenhandel zwischen Russland und den USA summiert sich auf amerikanischer Seite auf rund 1 % und auf russischer auf  4 % des Gesamtvolumens. Würde dieser Handelsstrom per Sanktionsbeschluss unterbrochen, stürbe keiner der beiden Partner eines schmerzhaften Todes wegen Entzugserscheinungen. Auf US-Seite entspräche diese Handelskomponente in etwa dem Ablesefehler an einem E-Zähler. Vielleicht erklärt sich dadurch auch das rigorose Säbelrasseln Washingtons. Man weiß dort, dass es die Europäer sind, die im (Energieimport-)Glashaus sitzen. 

 Aus dieser Gemengelage heraus einen Weltkrieg anzuzetteln, erscheint wenig wahrscheinlich und macht keinen Sinn. Zwar macht das Wenigste, was Politiker tun, irgendwie Sinn, doch hier geht es um den Konflikt mit einer militärischen Großmacht, die wegen ein paar Sanktionen niemals einknicken und auf strategisch absolut essentielle Positionen und große Flottenstützpunkte verzichten wird. Vielleicht gewinnt der Westen doch noch dadurch, dass er nach vollzogener Abspaltung des Ostteils an die neu gezogenen Grenzen atomare Raketenbatterien massenhaft aufstellt, was Putin mit Sicherheit ärgern würde.  Vielleicht stellt dann Moskau seinerseits Raketen-Divisionen auf seiner Grenzseite auf? Wer weiß. Die Waffenindustrie würde jedenfalls ob der Grossaufträge jubeln. 

Das Ganze erinnert in fataler Weise an den Überfall der USA auf Panama am 20. Dezember 1989, in deren Verlauf der „brutale Diktator Noriega“ weggefegt und der strategische Zugang zum Kanal erzwungen wurde.  Dort könnten die USA jederzeit russischen oder chinesischen Schiffen die Durchfahrt verweigern. Bisher blieb dieser damalige Konflikt regional begrenzt und so dürfte es im Falle der Krim ebenfalls ausgehen.  

Ein entscheidender Unterschied allerdings: Panama war nie amerikanisch, doch die Krim war schon immer russisch. 

Eine weitere Parallele drängt sich auf: Der Versuch der Sowjets, 1962 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges also, Atomwaffen nebst Raketenbasen auf Kuba zu stationieren. Die Begegnung der Flotten der beiden Supermächte hätte damals um ein Haar zu WK III führen können. Doch die Ukraine stellt für die USA keine auch nur annähernd so strategisch bedrohliche Situation dar, wie ein vor der Haustür liegendes atomar hochgerüstetes Kuba. Die vor der russischen Eingangstür liegende Ukraine jedoch kann Moskau verteidigungsstrategisch allerdings nicht ganz gleichgültig sein, besonders dann nicht, wenn dort mit Nuklear-Kurzstreckenraketen aufgerüstet würde. 

Außerdem muss Krieg nicht unbedingt schädlich für die Börsen und schon gar nicht für die Wirtschaften sein. Während WK II ging es Aktionären in den USA sehr gut. 1950 tobte dann der Koreakrieg. Die globalen Aktienmärkte legten in diesem Jahr dennoch um rund 27 % zu. 1959 kam Castro in Kuba an die Macht: Die Börsenkurse honorierten diesen kommunistischen Bedrohungsfaktor vor Florida mit einem Plus von 24 %. 1960 schossen die Russen ein amerikanisches Aufklärungs- bzw. Spionageflugzeug ab, eine gefährliche Situation, doch den Börsen gefiel dies mit einem Mehr von 4 %. Im August 1961 wuchs die Berliner Mauer in die Höhe. Nicht schlecht für die Aktienmärkte, die für das Jahr mit 21 % avancierten.   

Früher lebten die Menschen oft in Ängsten, genau wie heute. Früher war auch nicht „alles besser“ und Probleme gab es in den „guten alten Zeiten“ immer. Die Krimkrise wird uns noch lange in den Schlagzeilen begleiten, die Wahrscheinlichkeit für eine ernste Eskalation bleibt jedoch gering.   

Statt sich zu ängstigen sollte man sich über die Erholung der Edelmetallpreise freuen, auch wenn sie nur kurzlebig war. Der nächste Preisanstieg kommt bestimmt. 

 Auch zeigen die Goldflüsse durch die Schweiz neues Leben. In den Alpen wird munter umgeschmolzen und damit die Identität von Barren verändert, was die Beweise für das Vorhandensein statistisch ausgewiesenen „Altgoldes“ verunmöglicht bzw. verschleiert. Im Jahre 2013 wuchsen die Zuflüsse gegenüber dem Vorjahr um 33 % auf 3070 t an, während die Abflüsse (fast ausschließlich Richtung Osten) sich um 77 % auf  2780 t erhöhten. Seit März 2013 verließen mindestens 8 000 t die Londoner Tresore, allein, um die Nachschussforderungen aus Terminmarktgeschäften, die sich nicht mehr mit Papiergeld abgelten ließen, stemmen zu können. Im Februar 2014 verließen weitere 1050 t die Londoner Tresore in Richtung der Eidgenossen. Nach Umschmelzen geht’s dann weiter Richtung Asien.  Der Goldfluss Richtung Osten und der Goldmarkt leben, wachsen und gedeihen. Dieser Markt wartet  geduldig auf seine „goldene Zeit“, die mit Sicherheit kommen wird. 

 Wie wird es mit der Krimkrise weitergehen? Wahrscheinlich ist eine almmählich abflauende Berichterstattung von der „Krise“ im Kommen, denn irgendwann wird eine wieder und wieder durchgekaute Thematik langweilig. Die Volksabstimmung auf der Krim am 16.3. 2014, die mit 93 % zugunsten des Anschlusses an Russland in Form eines eigenen „Landes“ endete und von Moskau bereits anerkannt wurde, setzte auch so etwas wie einen vorläufigen Schlussstrich unter diese Thematik. Genau wie das durch die Olympiade aktionsgelähmte Russland vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, kam jetzt Putins Retourkutsche: Man stellte den Westen vor vollendete Tatsachen. Motto: Was ihr könnt, können wir schon lange.   

Doch Deutschland konterte erneut: Ex-Bundeskanzler Schröder erhielt Redeverbot, eine Maßnahme der Verzweiflung von vorerst noch Mächtigen, die die Wahrheit fürchten. Redeverbote kennt man aus den Zeiten der schlimmsten Diktaturen. Eine wirkliche Demokratie verträgt stets die Wahrheit und offene Diskussionen mit vielen Ansichten.  

Wie verzweifelt müssen die Mächtigen in Brüssel und Berlin sein, um dem ehemaligen deutschen Kanzler, wie einem Schwerkriminellen, absolutes Sprechverbot zu erteilen? Was scheut denn das Licht der Sonne so sehr? Wo sind die gesetzlichen Grundlagen für eine derartige diktatorische Maßnahme? Aber derlei einfache Fragen werden nirgendwo mehr gestellt. Folge: Die Sympathieströmungen laufen zumindest im Untergrund verstärkt in „Richtung Putin“. 

Nebenbei bemerkt, direkte Volksabstimmungen sind wohl das demokratischste Instrument, was denkbar ist.  

Sie sind in Deutschland und der EU nicht erlaubt. Sonst wären die Machenschaften der Eliten in größter Gefahr. Auf der Krim wie in der Schweiz kam diese Art der Entscheidungsfindung zum Einsatz. Wo sonst noch?   

Zurück zur Krimkrise: Die Menschen in der Ukraine wie auch in der EU müssen essen, Geld verdienen, für Haushalt, Pflanzen, Tiere und Kinder sorgen und letztere in die Schule schicken, Mieten und Versicherungen bezahlen, das Auto oder Moped betanken und reparieren, wie auch Einkaufen und Saubermachen usw. Hektisches Herumrennen, brüllend wild um sich schlagen und „revoluzzen“ macht  eine Minderheit für eine Weile vielleicht noch mit, doch diese Flamme brennt schnell aus. Mit leeren Mägen und Geldbeuteln sowie heftig frierend revoluzzt sich’s schlecht. Bald schon zwingt der raue Alltag auch die zähesten diese Revoluzzer zur Rückkehr in die tägliche Routine. Die Phase der Beruhigung und des kühlen Nachdenkens setzt unausweichlich ein.   

Sollte der Pfad der Inflation eingeschlagen werden, ist weiteres Nachdenken gefordert: 1923 war jeder Deutsche Multimilliardär oder gar Multibillionär, doch kühles Denken führte schon damals zu der Erkenntnis, dass man dennoch nichts zu essen hatte. „Viel Geld“ bedeutet wenig, wenn keine Produktion und funktionierende Realwirtschaft mit all ihren Zwängen dahinter steht. Diese einfache Erkenntnis mit all ihren ökonomischen Konsequenzen wird sich in der Ukraine sowohl im Osten wie auch im Westteil schon sehr bald durchsetzen. 

Natürlich hat „der Krieg“ längst angefangen, zunächst einmal in den Medien und dem scharfen Gegacker-Salven vor allem westlicher Politiker. Doch der echte Krieg mit Maschinenwaffen, Schützengräben, Splitter-Bomben, Granaten, Kampfbombern, U-Booten, Raketen, viel Blut und Toten, wie man das alles kennt, wird außer möglichen Killer-Drohneneinsätzen und punktuellen Morden missliebiger politischer Gegner vorerst ausbleiben. Diese Art der Kriegführung mag es noch lokal in kleinen Stellvertreter-Kriegen, wie in Syrien geben, wo es um Öl, Rohstoffe und strategische Stützpunkte geht, doch die Waffen im laufenden und wahrscheinlich weiter eskalierendem globalen Krieg der Dollarherrschaft sind anderer Art.  

Hierzu zählen, in diesem neuen kalten Krieg, beispielsweise: 

Nullzinsen, unbegrenzte Geldvermehrung, schlagartige Kapitalabzüge aus vor Washington und seinem Dollar nicht devot dienernden Ländern, Währungskriege und Abwertungswettläufe, Schuldenwirtschaft, Beschlagnahme bzw. Einfrieren von Konten, Visa- und Einreise-Sperren, Computerattacken, Einschleusung von gefährlichen Viren in die elektronischen Systeme des Gegners, Preismanipulationen von Rohstoffen, Wechselkursen wie auch Edelmetallen, Strafsteuern und Steuerpolitik ganz allgemein. Des Weiteren kommen künstliche Klimabeeinflussung, künstliche Ozean-Großwellen durch gut getarnte Nuklearexplosionen auf dem Meeresgrund bei Nacht, Strafzöllen, Spionage, kleineren Stellvertreterkriegen der heißen Art und natürlich der volle Einsatz der Medien zum Schaden des Gegners wie auch zum Belügen und Täuschen der eigenen Bevölkerung mehr oder weniger offen zum Einsatz.   

Das Schlachtfeld ist finanzieller und propagandistischer Natur, die Waffen sind vor allem digitaler und medienwirksamer Art.   

Die Tatsache, dass manche Auguren medial erklären: „Russland hat verloren“, andere dagegen behaupten „Die Russen haben gewonnen, der Westen ist hilflos“ spricht vom Einsatz einer weiteren Doppelwaffe: Der Verunsicherung und der Verwirrung.  

Wer weiß schon, dass bei weitem nicht alle russischen Führer Russen waren? Katharina die Grosse hatte genau wie Lenins (1870-1924) Eltern, deutsche Wurzeln, Chrustchoff (1894-1971) war Ukrainer, Stalin (1878-1953) Georgier, ebenso wie der nach Stalin mächtigste Mann, der Massenmörder Berija (1899-1953) aus Georgien stammte.  Radek war Pole und zahlreiche Mitglieder der ersten Zentralkomitees nach der Oktoberrevolution waren flugs zugereiste ausländische Kommunisten.  Lenin war übrigens Erbadeliger und von Hause aus wohlhabend. Er presste seinen untergebenen Bauern trotz großer Hungersnot die vollen Steuern ab.  

Derartiges wurde in den Propagandawalzen strikt verschwiegen. Jedenfalls spiel(t)en damals schon wie heute auch äußerst selektive Berichterstattung und Desinformation aller Grade eine wichtige Rolle. Der Krimkonflikt macht hier keine Ausnahme. Martialische Verbalakrobatik blüht und gedeiht, dies insbesondere auf westlicher Seite. Und auch die USA und ihre Dollarfürsten versuchen zu profitieren so gut wie eben möglich. 

An einigen Tagen während des Ausbruchs der Krimkrise fiel auf, dass die Kolonnen der Börsenkurse auf den Computerschirmen durchweg rote Zahlen auswiesen. Den Börsianer reagierten missmutig auf diese symbolischen Zahlen und Entwicklungen. Es gab aber bezeichnenderweise zwei Ausnahmen: Die zwei Zeilen für den Dow Jones wie auch diejenige für den S&P 500 leuchteten als einzige in sattem Grün.  

Die verdeckte Botschaft an die weltweite Investorengemeinschaft lautete: Seht her, wir haben die einzigen Börsen in der großen weiten Welt, deren Kurse auch in Notfällen steigen. Alles andere ist unsicherer Schrott, wie man leicht sehen kann.  Unsere Börsen und unser Dollar sind superstark und absolut sicher. Legt Eure Mittel in unseren Aktienmärkten an, und wenn schon nicht dort, dann wenigstens in dollardenominierten Wertpapieren oder Dollar-Konten an. Seht ihr Narren denn nicht, dass wir als sicherstes Land der Welt über die sicherste Währung der Erde verfügen? Wer mit uns fährt, wird im Krisenfalle immer gewinnen.  Daher hat auch die Ukraine, also Kiew als Machtzentrum der westlichen Regionen, alles Gold des ukrainischen Staates im März zu uns nach New York überstellt (haha, diese Kiewer Narren). Selbst die Revoluzzer-Regierung in der Ukraine glaubt an uns und unsere global unbeschränkte Macht. Sie gab alle ihre 45 Tonnen an Gold, also den Staatsschatz, nur an die sicherste Instanz der Welt.  Und Ihr? Folgt diesem Beispiel und habt Vertrauen in uns und unseren allmächtigen Dollar.  Alle anderen Währungen sind reine Werkzeuge des Superpfusches, oder im Konfliktfalle zumindest mehr als fragwürdig. Sie werden mit Sicherheit untergehen, während unser Dollar noch viele Jahrhunderte die Welt der Wirtschaft und Finanzen unbeschränkt regieren und allen Dollargläubigen großen Segen bringen wird. 

Übrigens, das chinesische Wort für Krise besteht aus zwei Zeichen. Das erste bedeutet „Gefahr“, das zweite „Chance“ bzw. „Gelegenheit“. Die alten Chinamänner waren weise und erfahren. Wir sollten von deren Weisheit lernen. Für viele ausländische Unternehmen beispielsweise bieten sich jetzt in diesen etwas unsicheren Zeiten große Chancen. So können ukrainische Unternehmen, Rohstoffquellen wie Holz, Wasser, Land oder Bodenschätze wie auch agrarische Flächen nebst Verarbeitungsbetrieben sehr günstig erworben werden. Natürlich kann man ein Restrisiko nie ausschließen, doch der Mut dürfte sich nach Rückkehr zum normalen Alltag auszahlen. Die Rothschilds, Rockefellers, Krogers, Krupps, Stinnes und Carnegies dieser Welt gingen nach der Devise vor: „Wenn das Blut in den Strassen knöchelhoch strömt, dann muss man zuschlagen und einsteigen, und wenn die Kanonen donnern, spottbillig ganze Branchen aufkaufen.“   

Die ersten nach diesem Motto laufenden Grosstaten wurden während der französischen Revolution und den napoleonischen Befreiungskriegen und nach den entscheidenden Schlachten gegen Napoleon in gekonnter Weise per Feuersignalstafetten und professionellen Falschmeldungen, die vier mal so schnell wie die Kurierreiter waren, erfolgreich vollbracht. Wagenladungen vermeintlich wertloser Börsenpapiere schaufelte man von vier europäischen Börsenparketten mit Mistgabeln ein - oder ab, je nach Lage. Die aufgrund der Fehlinformationen wie wild steigenden Pariser Aktien stieß man lachend ab.  Als die echten Meldungen endlich eintrafen, verhundertfachten sich die Kurse der von den Parkettböden eingeschaufelten eben noch wertlosen Papiere und Milliarden flossen in die Taschen einer gewissen Familie mit ihren Stützpunkten in allen großen Börsenstädten. Die in Paris wie wild gestiegenen Valoren hatte man dagegen zu astronomischen Gewinnen rechtzeitig verkauft. An diesem Prinzip des Informationsvorsprunges und seiner eiskalten Nutzung hat sich bis heute im Prinzip nichts geändert. 

In der Ukraine fließt das Blut nicht mal zehntelmillimeterhoch. Die Anzahl der Straßenverkehrstoten pro Jahr übersteigt die meist durch eigene Heckenschützen erzeugten „Opfer der Revolution“ um ungefähr das 200-fache. Es fließt so gut wie überhaupt kein roter Lebenssaft mehr, und die Lage kann nicht anderes tun, als sich zu beruhigen und letztlich zu normalisieren. Vielleicht wird Putin eines Tages noch Gold für die Energielieferungen verlangen, vielleicht schließt sich China in seinem Außenhandel ganz oder partiell an.  Dies käme einem schweren Schlag gegen den Dollar allgemein und insbesondere den Petro-Dollar gleich. Sobald der Greenback im Ölgeschäft nicht mehr oder kaum noch fakturiert wird, ist es mit dieser Währung und ihrer globalen Dominanz einschließlich ihres Ursprungslandes im Wesentlichen vorbei. Wie lange wird sich der Nahe und Mittlere Osten zusammen mit Asien dem Dollardiktat noch beugen? Wie lange bezieht Amerika seine Energie-Importe und andere Einfuhren noch so gut wie kostenlos? Wann hört diese Fettleber auf Kosten anderer endlich auf? Vielleicht tragen die Krimkrise und der Putin-Faktor zur Beschleunigung des Abbaus dieses extremen Ungleichgewichtes im Welthandel bei? Die kommenden Jahre werden die Antwort in wahrscheinlich dramatischer Weise liefern.   

Die Krim-Affäre bringt im Übrigen ausländischen Unternehmen potentiell große Geschenke. Der drastische Verfall der Landeswährung „Hrywnja“ (seit 1996 amtliche Währung zu 100 Kopeken, ISO-Code „UAH“) macht einen Einstieg oder ein Engagement in der Ukraine für Ausländer mit Hartwährung derzeit noch preiswerter und attraktiver als früher. Wer hat den Mut und die Courage, dort einzusteigen?  

Ein weiterer möglicherweise von der westlichen Bankenmacht sogar geplanter Effekt: Sollte das derzeitig im politischen Schmierentheater aufgeführte Stück „Krimkrise und urböser Putin“ vielleicht als plausible und sogar geplante Begründung für den unabwendbaren Zusammenbruch des Papiergeldsystems dienen? Schließlich braucht man in einer, breite Bevölkerungskreise treffende  Enteignungskampagne in einem durch die Fed & Co. meisterhaft orchestrierten Systemabbruch, dann elegant als „Währungsreform“ etikettiert, einen glaubwürdigen Grund, und natürlich auch den obligatorischen Sündenbock. Könnte es sein, dass der ach so böse Putin und das sich den globalen Bankenherren bzw. den westlichen Eliten widersetzende Russland (nebst China) für diese Rolle gerade recht käme? Diese Bitterbösen haben ja Billionen an Dollars auf den Markt geworfen und eben dieses brach unserem wundervollen und für die Bevölkerung geradezu himmlischen Finanzsystem das Genick. Da habt ihr es nun, ihr Russland- und Chinafreunde. 

Vielleicht sollten man aber auch nicht vergessen, dass ein groß angelegter, synchronisierter Abverkauf der von Russland und China gehaltenen Dollarmassen in Billionenhöhe nicht nur das Ende der globalen Dollarherrschaft einläuten würde, sondern auch die US-Staatsanleihen als globaler Reservestandard im weltweiten Bankensystem weitgehend eliminieren könnte. Dann bliebe die Fed der einzige Käufer der in einem ihrer Nachbargebäude erzeugten Dollars und Staatsanleihen.  Die überfette („fedde“ von „Fed“?) und schwabbelige Finanzkuh fräße dann ihre eigenen Exkremente.  

Nüchternen Denkern, die bereits Abstand vom Bombardement der Medienwalze gewannen, fällt im Weiteren auf, dass, genau wie in den Fällen einer wirklich zusammengewachsenen Familie mit individuellen Meinungen der Mitglieder, sogar nach einer offen ausgetragenen Meinungsverschiedenheit, ein harmonisches Zusammenleben durchaus und auch dauerhaft möglich ist.  Warum sollte dies im Verhältnis Russland - Westeuropa nicht machbar sein?  Schließlich endete die Stalinsche Schreckensherrschaft in einer toleranteren, eher kollektiv geführten Regierung, und seither hat sich Putin, aufbauend auf der Politik seiner Vorgänger, langsam weiter in die Richtung westlichen Demokratieverständnisses bewegt.  Gibt es nicht zu denken, dass der Whistleblower Snowden wie auch der weltbekannte französische Filmstar Gerard Depardieu wie auch andere Prominente Westler sich nach Russland flüchteten, um den zunehmend diktatorischen Systemen im Westen zu entkommen? Flucht und Umsiedlung aus dem Westen nach Russland? Wann hat es das wohl das letzte Mal gegeben?    

Wirtschaftlich gesehen, bildet Russland nebst Randländern auf der einen und die EU nebst Randländern auf der anderen Seite schon seit Jahrzehnten eine Art Schicksalsgemeinschaft gegenseitiger Abhängigkeiten. So generiert Moskau aus seinen Energieexporten etwa zwei Drittel seiner dringend benötigten Deviseneinkünfte. Weitere 20 % entstammen dem Rohstoffexport.   

Die EU bezieht ein reichliches Drittel seines Erdgases aus Russland (und ein Viertel aus Norwegen). Im Bereich Rohöl beläuft sich der Grad der Abhängigkeit der EU auf etwa 40 % (plus 14 % aus Norwegen und 5 % aus Saudi-Arabien).   

Deutschland lässt sich aus russischen Regionen etwa 39 % des Erdgases, 38 % des Öls und 29 % der Steinkohle anliefern. Manche Fachleute geben sogar noch etwas höhere Zahlenwerte an. Jedenfalls sind die Abhängigkeiten fast schon tödlich hoch. Preissteigerungen oder vorübergehende Lieferungs-Drosselungen wären von Europa bzw. Deutschland noch zu verkraften. Käme es hier jedoch zu einem Totalstopp, hätte dies verheerende und kaum kalkulierbare Folgen für beide Seiten.  

Erneuerbare Energien als Ersatz sind erstens sehr teuer (mit steigender Tendenz) und zweitens würde es Jahrzehnte dauern, bis deren Anteil von derzeit etwa 15 % die russischen Importe, ganz abgesehen von landwirtschaftlichen Einfuhren, wirklich ersetzen könnte. Und die preiswerteste Energiequelle, die Atomkraft, baut Deutschland in unverantwortlicher Weise ohne echten Ersatz aus ideologischen Gründen und als einziges Land der Welt ab.  

Eines Tages könnte den großen Berliner Energieplanern der altbekannte Satz „Grün ist sehr teuer“ noch sauer aufstoßen. Der wohlbekannte Slogan „Atomkraft und Russlands Öl und Gas? Nein danke. Bei uns kommt der Strom aus der Steckdose“ würde sich dann als das entpuppen, was er immer war und noch ist: Ein grüner faulig stinkender Witz, bar jeden Realitätsbezuges. Aber wenn es dem grünen Esel zu wohl wird, geht er aufs russische Spiegeleis, tanzt und bricht sich gleich alle vier grünen Beine.   

Es geht im Falle der russischen Importe in die EU nicht nur um Licht, Tankfüllung und Heizung der Haushalte sondern auch um die Belange der Industrie, die sich natürlich Geschäfte, Gewinne, Beteiligungen in Russland und oftmals sogar ihre Existenz nicht gefährden lassen wollen.   

Daher steht das berühmte Berliner Muttchen im ungebügelten Hosenanzug zwischen zwei Klemmbacken eines Schraubstockes. Auf der einen Seite kommt geopolitisch-ideologischer Druck aus Washington und Brüssel und das Kommando: „Nieder mit Russland um jeden Preis“, auf der anderen Seite drängen Industrie, Verbraucher und Bürger auf pragmatische Lösungen, „Nieder mit den Sanktionen um jeden Preis“, die aus der Krisenklemme führen sollen, ohne beide Seiten sinn- und zwecklos zu schädigen.  

Mit einer Verhärtung der Fronten und sich wechselseitig aufschaukelnden Gegenmaßnahmen, wie Dollarabverkäufe zwecks Drückung der Kurse, wäre außer den geostrategischen Planern in Washington, die an einer Umzingelungsstrategie für das so widerborstige Russland und an einer Stärkung des Dollars als „Fluchtwährung ins große Heil“ arbeiten, niemandem gedient, und Deutschland schon gar nicht.    Und fragte man die Kaiser der Hochfinanz nach ihren expandierenden Papiergeldsümpfen und deren Zukunft und wiese man sie auf die einfache Tatsache hin, dass alle Aufschuldungsprozesse endlicher Natur sind und daher böse enden müssen, erhielte man die gleiche Antwort, wie von der Teflon-Dame aus Berlin: „Sorry, das hatten wir in der (Finanz-) Schule noch nicht, aber alles ist gut und wird immer besser.“ 

Eine Abspaltung der Krim und vielleicht einiger Ostregionen ob als russische Provinz oder als „russisches Territorium mit Sonderstatus“, nach dem Strickmuster Hong Kong und China, dürfte nach dieser eindeutigen Volksabstimmung irreversibel sein.  Die Unterstützung der Westukraine durch die EU und die USA könnte die Westregion mittelfristig in transparentere und eher marktwirtschaftlichere Reformen zwingen.  Dies würde wiederum zu einer Zunahme ausländischer Direktinvestitionen führen.  

Am attraktivsten sind hierbei die Sektoren erneuerbare Energien sowie Infrastrukturprojekte.   

Die EU bot ein mehrjähriges Investitionspaket über 11 Mrd. € zwecks Modernisierung der Wirtschaft und Wachstumsförderung an. Dies ist, am Bedarf gemessen und abgesehen von der Verschuldung, mehr als bescheiden, doch besser als nichts. Zusätzlich bot die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) 5 weitere Mrd. € über 5 Jahre verteilt für Infrastrukturprojekte an. Weitere 3 Mrd. € kommen von der Europäischen Investment Bank (EIB) und die USA wollen mit einer Kreditbürgschaft von 1 Mrd. $ aushelfen.  Die erhebliche Instabilität des Landes stimmt bedenklich, doch gerade deswegen bieten sich hier großartige Möglichkeiten zum Einsteigen.  

Die Ukraine ist ein zivilisiertes Land, keine Bananen-Dschungel-Republik. 

Kein Zweifel, nach der aus der Sicht des Westens weitgehend verfehlten Wirtschaftspolitik Kiews in den letzten Jahren, stehen jetzt Währungsabwertung(en) (teilweise schon erfolgt), Sparmassnahmen (werden durch Haushaltslage und westliche Auflagen bei der Vergabe neuer Kredite, genau wie in Griechenland, erzwungen) sowie Strukturreformen (ebenfalls erzwungen) für die kommenden Jahre ins Haus.  

Das Ganze wird flankiert von westlichen Hilfen.  

Die Rede ist, wie schon erwähnt. von 11 Mrd. € für Soforthilfe und weitere 30 Mrd. € als Folgekredite. Das BIP der Ukraine pro Kopf lag zuletzt bei rund 6 000 €.  Zum Vergleich: Dasjenige Russlands war mit 14 100 fast so hoch wie das Portugals, und dasjenige Polens war bei 18 000 € pro Kopf dreimal so hoch wie die ukrainische Vergleichszahl angesiedelt.   

Die Welt geht also für die Ukrainer als Folge der Krim-Krise nicht unter, das Land ist jedoch vergleichsweise arm (theoretisch „drei mal so arm“ wie Polen).    

Die vorwiegend russische Bevölkerung der Krim hofft zudem auf bessere wirtschaftliche Verhältnisse, die der de facto den Anschluss als autonomes Land aber mit starker Anbindung an den großen westlichen Bruder bringen soll.  

Immerhin sind die Gehälter und Renten in Russland etwa doppelt so hoch wie diejenigen in der Ukraine. Und dieses Verhältnis könnte sich vorerst auch noch etwas weiter nach unten hin ausweiten, da von weiteren (wenngleich mäßigen) wirtschaftlichen Schrumpfungen der westukrainischen Provinzen bzw. Regionen für die kommenden zwei Jahre ausgegangen werden muss.  

Die Währung der Krim wurde zudem bereits auf Rubel umgestellt.  Andererseits hatten Währungsabwertungen, schon wenige Jahre nach dem ersten Schock, erfahrungsgemäß, historisch und weltweit beobachtet, wieder relativ starke und gesunde Wirtschaftserholungen im Gefolge.  

Die Chancen für einen kräftigen Aufschwung stehen also mittelfristig trotz allen Krisenrummels nicht schlecht.  

Ob die russisch-orientierten Ostprovinzen, als da sind: Charkiv, Luhansk, Donezk und Saporishshja sich ebenfalls per Volksabstimmung entschließen, den gleichen Weg wie die Krim zu gehen, bleibt abzuwarten.  Volksabstimmungen nicht anzuerkennen, wie dies insbesondere die USA tun, bedeutet, wie schon angedeutet, das Grundprinzip der Demokratie offen zu verlachen, denn etwas demokratischeres als das gesamte Volk abstimmen zu lassen, gibt es bis heute noch nicht.  

Dagobert Duck, bekanntlich der reichste Mann der Welt, würde sich jetzt umgeben von seinen „Phantastilliarden“ meist in Form von Goldbergen und Dollarseen, vielleicht in Anbetracht der Krimkrise zu einigen Stunden „Training“ in seinem berühmten „Sorgenrundlauf“ entschließen, um die aufkeimenden Ängste abzuschütteln.      

Wir nicht! 

Nach der Sorgen-Abschüttelungsphase würde er sich mit Sicherheit und seinem üblichen Weitblick, entschließen, zu den derzeitigen extrem günstigen Konditionen dort zu investiere.   

Wie wir! 
 

Ein Nachwort

 Die Entwicklungen in dieser Krisenregion schreiten fort und Analysen veralten rasch.  In den letzten Tagen beispielsweise haben USA und NATO der Ukraine ihre „volle Unterstützung“ zugesagt. Kiew ist mittlerweile trotz aller Haushalts-Finanznot dabei, die Armee nach Kräften zu verstärken, wobei auch die ultrarechte und extrem nationalistische Gruppierung „Prawyj Sektor“ mit einbezogen wird.  In den NATO Staaten des Balkans wie auch in Polen wurden „Patrouillen“ verstärkt und Washington versicherte den Oststaaten, dass die „Raketenpläne“ vollen Bestand hätten. So sollen weitere Raketen in Polen, nahe der russischen Grenze stationiert werden, um „Angriffe aus dem Iran abzuwehren“.  Die NATO fährt jedenfalls mit der Umzingelung Russlands fort.  

In den vorwiegend russischen Ostregionen der Ukraine gibt es noch immer Unruhen. Die Demonstranten verlangen einen Anschluss an Russland. Ob dieser irgendwann erfolgen, oder ein lokaler Bürgerkrieg ausbrechen wird. und ob Moskau und auch die NATO dort eingreifen werden, bleibt ungewiss, ist aber extrem unwahrscheinlich. 

Durch die abgehörten Telefonate zwischen dem US-Botschafter Pyatt in Kiew und der amerikanischen Vize-Außenministerin Nuland wurde inzwischen eindeutig bewiesen, dass die Washington die Unruhen ganz klar organisiert und finanziert hat.  Ebenfalls abgehörte Telefonate der von tiefem Hass gegen Putin erfüllten ehemaligen Präsidentin Timoschenko weist in die gleiche Richtung.  Russland könnte jedoch jederzeit in den vorwiegend Russisch sprechenden Provinzen mit gleicher Münze heimzahlen, einschließlich der NATO-Länder Estland und Lettland. Will man das in Brüssel?  

Dies sind alles kleine Bausteine am Anfang eines möglicherweise neuen Kalten Krieges, die aber nach allerlei Drohgebärden im Sande der Zeit schon bald versacken könnten. Jedenfalls ist die übergroße Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung, Umfragen zufolge, ganz klar gegen ein militärisches Engagement in der oder um die Ukraine. 

Für die Wirtschaft bedeuten Sanktionen eine gewisse Gefahr, obwohl die Geschichte zeigt, dass diese fast immer von den Betroffenen erfolgreich umgangen und weitgehend neutralisiert werden konnten. Sie sind unangenehm aber kaum jemals tödlich.  Vorerst wurden nur missliebige Personen durch Einreisesperren sanktioniert und zwar auf beiden Seiten je 20.  Dies sind eher rein symbolische Maßnahmen.   

Ernster würde die Beschlagnahme von Vermögenswerten. Hier ist der Westen keineswegs im Vorteil.  Die des Öfteren vorgetragene Option, dass sich die EU-Länder, und allen voran Deutschland, aus der Energieabhängigkeit und -umklammerung rasch von Russland lösen sollten, findet kaum Anklang. Zu kurz wäre die Zeit, zu groß die Opfer auf beiden Seiten, und der Preis für die gesamte EU viel zu hoch.  

Auch der Handel kann nicht einfach aus ideologischen und machtpolitischen Motiven heraus - mir nichts dir nichts -  ruck-zuck eingestellt werden.  

Deutschlands Handelsvolumen mit Russland (ohne Energie) beläuft sich auf etwa 88 Mrd. $, Italien ist mit ca. 43 Mrd. $ und Frankreich mit ungefähr 25 Mrd. $ dabei.  Alle diese Länder, wie auch andere EU-Staaten, sind Eigner erheblicher Investitionen im Machtbereich Moskaus, allen voran die Energiegesellschaften.  Auch kanadische und amerikanische - und nicht nur europäische - Unternehmen sind mit von der Partie. Die Größenordnungen liegen für den Westen insgesamt im Bereich sehr hoher dreistelliger Milliardenbeträge.  Eine Beschlagnahme russischer Vermögenswerte im Westen könnte als Schuss mächtig nach hinten losgehen.  

Alle betroffenen westlichen Firmen und Konzerne haben ihre Regierungen eindringlichst davor gewarnt, mit der Sanktionskeule  loszuschlagen.   

Diese Warnungen sind sehr ernst zu nehmen, wenn man bedenkt, dass US-Banken etwa 90 Mrd. $ an russischen Schulden in den Büchern stehen haben und die EU-Banken insgesamt ca. 170 Mrd. $.  Nach den noch andauernden Rettungsaffären in Europa, insbesondere mit Griechenland, Spanien und zahlreichen anderen Ländern, die noch immer mächtig wackeln und weiterer „Hilfe“ bedürfen, könnten die Banken  noch mehr Ausfälle und Abschreibungen in diesen Größenordnungen nur sehr schwer oder überhaupt nicht verkraften.   Nur die bloße Androhung von Sanktionen führte zu erheblichen Kapitalabflüssen, insbesondere in London. Hier wurden allein in der ersten Märzwoche 2014 etwa 110 Mrd. $ abgezogen, und zwar in Form des Abverkaufes amerikanischer Staatsanleihen. Es wird vermutet, dass Moskau hinter dieser als Warnschuss zu verstehenden Affäre steckt. 

Außerdem kam aus dem Kreml die klare Warnung, im Falle weiterer Tiefschläge des Westens, den Dollar als Zahlung für Energie- und andere Lieferungen nicht mehr zu akzeptieren. Dies würde dem greenback schwer schaden. Sollte man die russische Wirtschaft in den Bankrott treiben wollen, könnte dieses im Westen eine sehr schwere Finanzkrise auslösen, wobei der „China-Faktor“ noch nicht einmal berücksichtigt wurde. Peking verhielt sich bisher weitgehend neutral. Dies könnte sich aber ändern. Wenn auch dort plötzlich zwei- oder gar dreistellige Dollar-Milliardenbeträge abgestoßen würden, wären die Konsequenzen nicht einmal annähernd absehbar.  Moskau und Peking stehen sich viel näher als allgemein angenommen. Die ersten gemeinsamen Militärmanöver wurden letztes Jahr in aller Stille abgehalten. 

Das rohstoffreiche Russland und das bevölkerungsreiche China mit seinem Industriepotential passen nicht nur wegen der geographischen Nähe recht gut zusammen. Andererseits gibt es unter Russlands Gegnern hoffnungsvolle Stimmen, die auf eine russisch-chinesische Entzweiung setzen.  China sieht die Ukraine als ein Tor nach Osteuropa und verfügt in diesem Raum über erhebliche Investitionen und natürlich auch in der Ukraine, besonders in der Landwirtschaft. Zwar agieren die beiden großen Länder seit Jahren als enge Verbündete im UN-Sicherheitsrat, aber vielleicht leidet diese Harmonie nun wegen der Krim. So jedenfalls hoffen Moskaus Feinde. Seine globalen Strategien aber wird Peking wegen der kleinen Ukraine nicht aufgeben und eine offene Feindschaft mit Russland mit höchster Wahrscheinlichkeit vermeiden. Keine Investition Chinas ist dort in Gefahr, Krim hin oder her. Außerdem würde Moskau weitere wirtschaftliche Engagements der Chinesen in dieser Region sicherlich willkommen heißen und chinesische Interessen in keiner Weise behindern oder stören. Wozu sollte das auch gut sein?    

In aller Wahrscheinlichkeit dürfte die wirtschaftliche Vernunft gegenüber  machtpolitischen Ansprüchen obsiegen. Lenins berühmter Ausspruch: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ hieße in etwas modernisierter Form fortan: „Machtideologie ist gut, ökonomischer Realismus ist besser“.   

Die strengen Auflagen Brüssels und des IWF an die Ukraine (ohne Krim) als Preis für den Anschluss an den Westen und die damit verbundenen drakonischen Sparmassnahmen passen leider eher auf das Originalzitat Lenins.  Dennoch, nach einigen Jahren der Austerität mit Währungsabwertung und der daraus resultierenden Verbilligung der Exporte, stehen die wirtschaftlichen Chancen des weiträumigen Landes zumindest mittelfristig recht gut, und die ersten 16 Mrd. € an westlicher Hilfe sind bereits geflossen, mit der Aussicht auf wesentlich mehr im Laufe des Jahres. Und wenn sich die Lage beruhigte, werden selbst Russland und natürlich auch China weiter investieren. Die stark abgewertete Landeswährung der Ukraine macht aus zahlreichen Projekten dort im Land ein „Schnäppchen“.  

Erste Entspannungssignale wurden Ende März 2014 ausgesendet. Putin will die Kontakte zur G7-Gruppe (die größten Industrienationen der Welt) weiter führen.  Aus London war zu vernehmen, dass die Sanktionsspirale sich nur weiter drehen würde, falls sich Russland weitere Gebiete einverleiben würde oder „drastische Maßnahmen“ ergriffe.  Erstmalig haben sich auch der ukrainische und der russische Außenminister getroffen und OSZE-Beobachter trafen ungehindert im Westen des Ostens ein und bezogen Posten. 

Ein Paradox inmitten all der medialen Propaganda auf beiden Seiten: In New York empfehlen mehrere Finanzhäuser inzwischen den Kauf russischer Aktien, die seit 2011 deutlich nachgaben. Der Russia ETF Trust (NYSE: RSX) halbierte sich im Kurs seit 2011, zeigt aber erste Erholungstendenzen.  Die P/Es russischer Aktien (Price/Earnings Ratio, deutsch: KGV = Kurs/Gewinnverhältnis) gehören mit einer „4“ zu den günstigsten der Welt. Die anderen russischen ETFs liegen in der gleichen spottbilligen Preiskategorie.   

Der KGV-Mittelwert chinesischer Aktien stand Anfang April 2014 auf 9,3, derjenige von Brasilien auf 11,8. Indische Aktien sind im Verhältnis mit einem 15,6 noch teurer.   Aus Europa und Amerika werden Werte zwischen 20 und 25 gemeldet. Dort sind die Aktien im Durchschnitt voll ausgepreist, ja schon ausgesprochen teuer.  Historisch bilden P/Es von 10 bis 12 den „Normalwert“.  Unter 10 werden Dividendenpapiere als „billig“ eingestuft, über 12 bis 15 dann langsam als „teuer“. 

© Prof. Dr. Hans J. Bocker
www.profbocker.ch

 

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