Die wertgebende Eigenschaft von Gold & Silber: "Seltenheit"
Gold und Silber teilen viele Gemeinsamkeiten, doch es sind die Unterschiede, die dem Silberpreis ein weitaus grösseres Aufwertungspotenzial geben.
Studiert man die Geschichte von Gold, so stösst man immer auch auf Silber. Beide Edelmetalle findet man zusammen im Gestein, beides sind die erstgenannten Metalle in der Bibel, beide wurden zusammen bei heiligen Ritualen verwendet, 2300 vor Christus wurde Gold und Silber, sowie Elektrum (Legierung aus Gold und Silber) in Gräber gelegt. Beide Metalle werden seit Jahrtausenden von der Allgemeinheit als edel und wertvoll angesehen. Silber trägt nicht umsonst den Beinamen "Gold des kleinen Mannes". Schaut man sich das Gold-Silber-Preisverhältnis der letzten Jahrhunderte an, so schwankte dieses stark um den Median bei 15. Interessant ist die Meinung, dass es die alten Ägypter waren, welche wohl als die besten Goldpreis-"Analysten" angesehen werden sollten, denn schon vor mehr als 6000 Jahren ermittelten sie mit 13,3 ein Gold-Silberpeisverhältnis, welches in den Jahrtausenden danach den ungefähren Durchschnitt bilden sollte. Deren Wertbeimessung richtete sich jedoch nicht auf Fundamental- oder Preisrasteranalysen, sondern leitete sich aus der ihnen schon damals bekannten Tatsache ab, dass sich der Mond 13,3mal schneller im Tierkreis bewegt als die Sonne. Ein Grossteil der vielen Religionen in Indien, welches Land bekannterweise seit Jahrzehnten das meiste Gold kauft und hortet, betet zur Sonne, während dem Mond bei moslemischen Religionen eine hohe Bedeutung beigemessen wird.
Da die Vorkommen im Vergleich zu anderen Bodenschätzen sowie die Produktionskapazitäten von Edelmetallen - im krassen Gegensatz zur unendlich steigerbaren Papiergeldproduktion - auf natürliche Weise begrenzt ist, bestückte der Mensch solch wahrhaft "edle" Metalle mit relativen Eigenschaften wie "selten", "kostbar" und "wertvoll". Jahrhundertlange Geschichte hat uns gelehrt, dass politische Versprechen (die Basis des Papiergeldes) nicht immer für "voll" genommen werden konnten, doch dass Edelmetalle, ganz gleich ihrer relativen (und somit kurzfristig verwässerbaren) Preise, immerwährend als "wertvoll" angesehen wurden. Ein Grund, warum Edelmetalle zeitlos als Geld betrachtet werden - ganz gleich ihrer offiziellen Stellung im "modernen" Regierungs- und Finanzsystem ("barbarisches Relikt").
Der folgende Chart zeigt die Kaufkraftentwicklung eines U.S. Dollars von 1800 bis 1995:
Um einen 1995er Dollar zurück auf das 1913er (ein Jahr später wurde das Federal Reserve System erfunden) Niveau zu bringen, bräuchte man 20 davon. Mit anderen Worten: Ein Dollar aus dem Jahre 1913 war 1995 nur noch 5 Cent wert (0,05 US$ x 20 = 1 US$). Wie hat sich Gold und Silber in der gleichen Zeitspanne entwickelt? Eine damals ubiquitäre $20 Goldmünze (in etwa eine Unze) aus dem Jahre 1913 hätte 400 US$ im Jahr 1995 gekostet (20 US$ x 20 = 400 US$), was ungefähr dem Goldpreis von 1995 nahe kam: 320 US$. Der Preis war ca. 20% unter diesem theoretischen Wert. Schaut man sich nun den Silberpreis an, so erhält man ein gänzlich anderes Bild: 1913 kostete eine Unze Silber 1,29 US$ - und hätte 1995 den Wert von 25,80 US$ haben müssen (1,29 US$ x 20 = 25,80 US$). Eine Wertdifferenz von 550%!
Regierende Instanzen wissen selbstverständlich um die monetäre Eigenschaft von Edelmetallen, dessen Bedeutung allerdings bei der Anlegerschaft erheblich schwanken kann. In Zeiten, in der die Bedeutung derart zunimmt, dass Gold & Silber zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz zu den auf Vertrauen basierenden Papiervaluta avancieren, könnten die Währungshüter à la Greenspan den Fluchtweg aus der Papierwelt von heute auf morgen versperren, indem per Gesetz ein Besitz- und Handelsverbot ausgesprochen wird. Es ist eine historische Fussnote, dass der Besitz von Gold letztes Jahrhundert zweimal verboten und verfolgt wurde - genau zu Zeiten, in der die Monopolstellung der Papierwährungen gefährdet war. Ein wesentlicher Vorteil von Silber gegenüber Gold ist die geschichtliche Tatsache, dass Regierende in ihren Hegemonieausweitungs- und Existenzerhaltungs-Massnahmen es bisher nie vollbringen konnten, auch den Silberbesitz effektiv zu verbieten. Ein solches wird auch in Zukunft aufgrund seiner Verbreitung und insbesondere seines Status als industriell unentbehrliches Metall kaum realisierbar sein. Dass ein Goldbesitzverbot ein weiteres Male ausgesprochen wird, kann bezweifelt werden. Doch es ist ein psychologischer Vorteil, dass es bei Silber praktisch unmöglich ist. Ein weiterer wichtiger psychologischer Vorteil für Silberanleger ist die Tatsache, dass Silber von den westlichen Notenbanken nur in relativ geringen Mengen gehalten wird. Im Gegensatz zu Gold können diese vernachlässigbaren Silberreserven den Preis nicht durch immer wieder geäußerte Verkaufsabsichten unter Druck bringen.
Was ist der Grund, dass Gold wertvoller als Silber angesehen wird? Ist es weil der Silbergehalt im Gestein höher ist als Gold? Und ist es, weil Silber in den Währungsreserven keine Bedeutung hat und offiziell demonetisiert wurde? Ist es, weil Silber zum Rohstoff abstieg und mittlerweile 95% der jährlichen Neuförderrung von der Industrie verkonsumiert wird? Oder ist es, weil Gold über lange Zeiten seinen Wert behaupten konnte, wohingegen die Silberpreisbewegungen eher volatil, launisch und unberechenbar erschienen?
Was lässt uns glauben, dass Silber derzeit unterbewertet ist und ein noch grösseres Preissteigerungspotenzial hat als sein grosser Bruder Gold? Spekulation? Glauben & Hoffnung? Nein, es sind Fakten und Daten, die uns die Geschichte grösstenteils bereits gelehrt hat, allerdings auf fahrlässiger Weise von der Allgemeinheit vernachlässigt und folglich vergessen wurden.
Der Silberanteil (im Boden) im Vergleich zu Gold ist wesentlich grösser, womit Gold seltener und folglich (langfristig) auch wertvoller erscheint. Platin beispielsweise kommt noch seltener vor als Gold, weswegen es u.a. auch von den Marktteilnehmern höher gepreist wird. Der Silberanteil (überm Boden) im Vergleich zu Gold ist aber wesentlich geringer, welche Eigenschaft Silber seltener und (kurzfristiger) wertvoller macht (bzw. machen sollte). Solch interne Marktgegebenheiten können den Preis über lange Strecken beeinflussen und dirigieren.
95% der jährlichen Goldförderung geht in die Schmuckindustrie und weniger als 5% verbraucht die Industrie. Der Grossteil allen gehobenen Goldes ist noch im Marktkreislauf. Bei Silber sieht die Geschichte der letzten 50 Jahre genau entgegengesetzt aus: Die gesamte jährliche Neuförderung wird von der Industrie verkonsumiert. Dem nicht genug, denn das Angebot aus der Neuproduktion reicht seit Jahren nicht mehr, um die steigende Nachfrage der Industrie zu sättigen: Das momentane Defizit von etwa 70 Millionen Unzen jährlich wird aus Lagerständen bereitgestellt. Normalerweise löst sich ein Angebot-Nachfrage-Defizit von alleine: Über den Preis. Warum wird das Defizit seit Jahren mit dem Abbau von Lagerbeständen gesättigt? Warum nicht über einen höheren Preis (=Nachfrage sinkt)? Manipulation? Vielleicht weil Silber im Gegensatz zu vielen anderen Rohstoffen preisunelastisch ist? Wie bereits im Editorial angesprochen ist Silber in den meisten Anwendungsfeldern nicht substituirbar, sprich ein steigender Preis würde die Nachfrage verhältnismässig nur schwach senken können.
Der Silberanteil im Grossteil der Produkte ist relativ gering - sowohl in Hinsicht auf die Gesamtkosten als auch auf das Gesamtprodukt. Ein ansteigender Preis würde die Nachfrage nicht effektiv stoppen können. Auf der Angebotsseite das gleiche Spiel: Da Silber grösstenteils ein Nebenprodukt aus der Förderung anderer Metalle ist, verhält sich der Preis in Verbindung mit dem Angebot nicht auf elastische Weise (steigt der Preis, so auch die Produktion). Das Produktionssausweitungspotenzial von Silber hängt primär nicht vom Silberpreis ab, sondern vom Preis der Primärmetalle. Verdoppelt sich bspw. der Kupferpreis, so wäre dies ein Grund, die Kupferförderung auszuweiten. Wenn sich der Kupfer oder Zinkpreis aber beispielsweise halbieren würde, dann wird die Produktion runter gefahren; ganz gleich ob sich der Silberpreis verdoppelt oder verdreifacht. Die Produktion und der Konsum von Primärmetallen wie Kupfer oder Zink, welche hauptsächlich von der Automobil- & elektrischen Industrie nachgefragt werden, hängen stark von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Die Nachfrage nach Kupfer, Zink oder Blei und folglich deren Produktion sinken in Rezessionszeiten wesentlich schärfer als die Nachfrage nach Silber.
Gold hat relativ wenig bedeutende Einsatzfelder in der Industrie. Silber ist eines der am vielfältigsten benutzten Metalle und hat vielfach kein konkurrierendes Substitutionsmetall. Gold wird gehoben und anschliessend gehortet. Silber wird gehoben und sofort verbraucht (und somit grösstenteils verloren). Während die überirdischen Goldbestände kontinuierlich wachsen, verringern sich die Silberbestände. Momentan gibt es etwa zehnmal soviel Gold wie Silber "auf" der Erde, wobei sich das Verhältnis täglich ausweitet.
Silber ist mittlerweile zu einem "Nebenprodukt" im Bergbau abgestiegen. Mehr als 75% des produzierten Silbers stammt aus der spezialisierten Primärförderung von Gold, Zink, Kupfer oder Blei. Der Goldpreis bewegte sich in den letzten Jahrzehnten meist in der Nähe oder über den durchschnittlichen Produktionskosten je Unze, weswegen es weltweit viele hundert Minen- und Explorationsprojekte gibt. Die spezialisierten Silberprojekte weltweit können an einer Hand abgezählt werden, weil der Silberpeis über lange Zeit drastisch unterhalb der durchschnittlichen Produktionskosten notierte. Nun drängt sich die entscheidende Frage auf, wie hoch der Anteil des noch potenziell förderbaren Silbers ist, um auf den Silberpeis Einfluss ausüben zu können. Silber wird heutzutage etwa siebenmal so oft produziert wie Gold (Im Jahre 1650 produzierte die Welt noch 44 mal soviel Silber wie Gold). Eine weitere geologische Eigenart: Je tiefer man bohrt, desto höher ist der Goldanteil im Boden. Bei Silber ist es genau umgekehrt: Das meiste Silber wird kurz unterhalb der Erdoberfläche gefunden! Somit neigt sich Silber auch in der Erdkruste dem Ende entgegen!
Ende 2002 betrug die jährliche Silberförderung 585 Millionen Unzen (1990: 518 Mio. Uz.). Auf der Angebotsseite addierten sich weitere 185 Mio. Unzen aus dem Recycling (1990: 135 Mio. Uz.). Der gesamte Industriekonsum verschlang allein 548 Mio. Unzen (1990: 499 Mio. Uz.). Silberwaren, Schmuck und Münzen machten lediglich 290 Mio. Unzen aus (1990: 220 Mio. Uz.). Dem Gesamtangebot i.H.v. 770 Mio. Uz. standen eine Gesamtnachfrage von 838 Mio. Uz. gegenüber. Das Defizit i.H.v. 66 Mio. Unzen wurde aus Silberbeständen bereitgestellt (1990: 86 Mio. Uz.). Ein solches Defizit bedeutet, dass das jährliche Produktionsangebot nicht für Investoren zur Verfügung steht. Folglich stehen nur die existierenden Lagerbestände den Investoren zur Verfügung.
Die Defizitsituation besteht im Silbermarkt seit 14 Jahren und kumuliert ergeben sich 1531 Millionen Unzen (1990-2002), die durch Abbau von Lagerbeständen bereitgestellt wurden. In den 1990er Jahren betrug das durchschnittliche Defizit mehr als 115 Mio. Unzen pro Jahr. Gold befindet sich ebenfalls in einem chronisch-gewordenem Angebot-Nachfrage-Defizt. Der Unterschied ist aber der, dass sich Silber seit nun mehr als eine Dekade in einem Defizit befindet.
Konservative Schätzungen gehen davon aus, dass es nur noch 100-250 Mio. Unzen an Lager gibt. Bei keinem anderen Rohstoff hat es jemals einen so starken Lagerabbau gegeben, ohne dass der Preis auf natürliche Weise für ein Gleichgewicht sorgen konnte. Noch nicht! Denn „irgendwann“ ist nichts und niemand stärker als der Markt, sprich irgendwann setzen sich immer die Fundamentaldaten durch und der Preis sorgt für ein Gleichgewicht. Dieses "irgendwann" hat bereits angefangen! Silber befindet sich in einem langjährigen Aufwertungstrend.
Das amerikanische Schatzamt hielt 1959 noch 2,06 Milliarden Unzen Silber. Die Lagerbestände sanken von etwa 2,3 Milliarden Unzen Anfang der 1990er auf weniger als 0,5 Milliarden in 2003.
Vor 50 Jahren hielt die U.S. Regierung knapp 4 Milliarden Unzen Silber, was in etwa 25 Unzen pro US-Kopf ausmachte. Heute macht dieser Lagerbestand nur noch knapp 20 Millionen Unzen aus, was nur etwa 0,05-0,1 Unzen für jeden US-Bürger entspricht.
Die CPM Group schätzt die Münzlagerbestände auf 488 Millionen Unzen, sowie die nicht-Münz-Bestände auf 420 Millionen. Die gemeldeten (institutionellen) Lagerbestände an den Börsen COMEX, TOCOM, CBT, sowie der amerikanischen und japanischen Industrien fielen in den Jahren 1996 (246 Mio. Unzen) bis 2002 (144 Mio.) um mehr als 40%.
Die Nachfrage nach Silber bleibt trotz jährlichen Angebotsdefiziten hoch. Die Produktion konnte mit dieser Nachfrage über Jahre hinweg nicht mithalten. Die Angebotslücke wurde dank Recycling, Einschmelzungen, sowie institutionellen und Regierungsverkäufen gestopft. Regierungen besitzen so gut wie keine Bestände mehr an Silber. Trotz dieser für den zukünftigen Silberpreis fundamental positiven Daten kam das kalt-glänzende Metall bislang nicht in den Fokus der Investmentwelt. Wie ist es möglich, dass der Silberpreis trotz dieser fundamentalen Aspekte in den 1990ern Jahre stagnierte? Entweder sind die Fundamentaldaten rund um Silber falsch oder der Preis. Wenn der Preis nicht falsch wäre, so ergäbe es sich kein Grund zum Kauf. An der Börse sucht man nicht fair gepreiste, sondern unterbewertete Anlagen.
Die Annahme, dass der Preis falsch ist basiert auf dem Marktmechanismus, dass der Papiermarkt in Silber den physischen Silbermarkt dominieren kann. Papierkontrakte auf Silber können nicht mehr wert sein als physisches Silber, doch sehr wohl können sie weniger wert oder gar wertlos sein - im Gegensatz zu physischem Silber. Die Knappheit, von der die Rede ist, bezieht sich nur auf physisches Silber.
Wenn es an den Papiersilbermärkten keine Knappheit geben kann und die Short-Positionen allein an der COMEX-Börse grösser sind als die gesamten existierenden Lagerbeständen oder Jahresproduktion, kann Silber nicht fair gepreist sein. Futures & Optionen machen in etwa 500 Millionen Unzen aus. Aus Leasing-Kontrakten ergeben sich etwa 1 Mrd. Unzen. Diese Short-Positionen müssen den Preis nach unten getrieben haben. Es kann aber auch nicht sein, dass diese grossen Positionen von der Knappheit des physischen Silbers unberührt bleiben. Wenn die physische Knappheit offensichtlich wird, und der Preis steigt, wird es im Silbermarkt Veränderungen geben. Im Jahr 2000 wurden die Regeln für Palladium & Platin an der Tokyo Commodity Exchange und der New York Mercantile Exchange einfach geändert. Behalten Sie stets im Auge, dass Regeln nur geändert werden können, die sich auf Papiersilber beziehen. Nur wer physisches Silber besitzt, darf heutzutage noch ruhig schlafen.
Die Gesetze der wichtigsten Rohstoff-Börsen können geändert werden, um die Verpflichtung zur Lieferung von physischer Ware ausser Kraft zu setzen. Eine solche Klausel gibt es bereits, die besagt, dass anstelle der physischen Lieferung unter gewissen Umständen ein Ausgleich in Cash getätigt werden muss (oder anders gesagt, dass dann kein Recht auf Auslieferung besteht). Eine Bekanntmachung und Inkrafttreten dieser Klausel dürfte allerdings an die laut aufheulende Feuersirene über dem Papier-Börsenparkett in Japan erinnern (Ende 1990er), als die so genannten "Settlement-Regeln" kurz vor einer drohenden Platin-Squeeze noch geändert wurden. Der Squeeze konnte verhindert werden, doch der Preis explodiert seit dem trotzdem (von 350 US$ auf momentan 850 US$ je Unze).
Im Jahr 2002 konnte das gesamte jährliche Silberangebot i.H.v. 729 Mio. Unzen mit etwa 3,6 Milliarden US-Dollar bewertet werden. Demgegenüber stand der Wert aller Papier- und Derivatekontrakte mit ca. 193 Milliarden US$.
Da der Hauptteil aller Silberpapiertransaktionen in Cash (und nicht in physischer Ware) beglichen werden, verfliegt die Notwendigkeit, Lieferung zu verlangen oder zu tätigen. Die meisten Investoren sind damit einverstanden, ihre Transaktionsgeschäfte in Bar abzuwickeln anstatt physisch. Diese Einstellung der Investoren kann sich aber ändern. Wenn sie sich ändert, dann gibt es im Silbermarkt ein Problem. Denn es gibt für diesen Fall nicht genügend Lagerbestände, um eine physische Lieferung sicherzustellen. Im Jahr 2002 wurden knapp 22 Milliarden Unzen "Papiersilber" über die LBMA in London beglichen, sowie weitere 15 Mrd. Unzen über die COMEX in New York. Diese 37 Milliarden Unzen der zwei grössten Rohstoffbörsen stehen dem physischen Angebot i.H.v. 0,8 Milliarden Unzen gegenüber.
Es erscheint vielerorts unseriös, zu behaupten, dass schlagartig alle Investoren die physische Lieferung verlangen könnten. Eine Preisexplosion ist aber schon bei einer Verhaltensänderung der Investoren von lediglich 3% möglich. Der Wert aller Papierkontrakte übersteigt auf unverschämte Weise die Fähigkeit jedweder Rohstoffbörse, eine Nachfrage nach physischem Metall zu befriedigen. Aber immerhin kann man diese Unverschämtheit in Profit ummünzen...
In der Geschichte der Menschheit wurden in etwa 130.000 bis 180.000 Tonnen Gold gehoben. Die Zentralbanken halten derzeit zwischen 30 und 40.000 Tonnen. 50.000 Tonnen ergeben 1,6 Mrd. Unzen (32000 Unzen/t). 50.000 Tonnen Gold wären momentan mit 677 Mrd. US-Dollar bewertet (423 US$ x 1,6 Mrd. Unzen = 677 US$ Mrd.). Die verfügbaren Silberbestände wären heute mit $3,8 Mrd. Dollar bewertet. (7 US$ x 540 Mio. Oz = 3,8 US$ Mrd.). Das für die nahe Zukunft preisentscheidende Gold-Silber-Verhältnis ist nicht 60 (423 US$ : 7 US$) sondern 178 (677 US$ : 3,8 US$). Es gibt in etwa 178 mal mehr Gold- als Silberbestände. Dieses Ratio hat wesentlich mehr Aussagekraft auf zukünftige Preispotenziale als ein reiner Preisvergleich im Vergleich mit historischen Durchschnitten.
Der Silbermarkt ist einer der engsten Handelsmärkte. Es gibt in etwa nur wenige pure Silberminenaktien und der physische Markt macht weniger als 4 Milliarden US-Dollar. Bill Gates und Warren Buffett sind die wohl zwei bekanntesten Silberinvestoren seit 1995. Das Vermögen von Herrn Gates wurde damals auf etwa 40 Milliarden US-Dollar geschätzt. Er hätte mit 1% seines Vermögens die gesamten Lagerbestände der COMEX-Börse aufkaufen können.
In den 5 starken Wirtschaftsboomjahren (1995-2000) betrug das jährliche Angebot-Nachfrage-Defizit durchschnittliche 133 Millionen Unzen. In den darauf folgenden 4 Jahren Stagnation (2000-2003) wurde das jährliche Defizit mit durchschnittlich 94 Millionen Unzen geschlossen. Die in der obigen Tabelle errechneten verfügbaren Lagerbestände, die noch für den zukünftigen industriellen Mehrverbrauch benutzt werden können, betragen 168 Millionen Unzen. Wird mit weiteren 94 Mio. Unzen Defizit in den kommenden Jahren gerechnet, so werden die noch verfügbaren Lagerbeständen maximal 2 Jahren halten - die Zahlen aus der obigen Tabelle sind vom Jahresende 2002.
Beachten Sie, werter Leser, dass die Bestände nicht ganz auf Null gehen können, denn ohne Warenbestände gibt es keinen Rohstoffmarkt. Der Silberpreis brach im Juli 2003 aus seiner 15-jahrelangen Schwankungsbreite von 3,50-5,50 US$ explosiv auf 8 US$ aus, und notiert momentan bei 7,23.